Öko-Wein

Was ist Öko-Wein?

« Die Grundlagen des biologischen Weinbaus »

Ein Wein wird als Öko-Wein bezeichnet, wenn er aus biologischem Anbau stammt. Diese Weine unterliegen während der gesamten Herstellung europaweit den gleichen Anbauregeln. Diese Regeln verlangen möglichst naturschonende Arbeiten im Weinberg in Bezug auf Bodenpflege, Düngung und Pflanzenschutz. Immer im Blick: neue wissenschaftliche Erkenntnisse in den Fachbereichen Ökologie und Naturschutz. Was genau hinter Bio-Wein steckt und was veganer Wein bedeutet, erfahren Sie hier.

Ökologischer Weinbau: was bedeutet das für die Düngung?

Wenn man das Produkt an sich betrachtet, dann unterscheidet sich Öko-Wein nicht von herkömmlichen Erzeugnissen. Er schmeckt nicht besser oder schlechter, ganz gleich, ob es sich um Weißwein oder Rotwein handelt. Aber die Herstellung ist auf jeden Fall umweltfreundlicher. Immerhin geht es darum, so weit wie möglich auf künstliche Dünger gegen Schädlinge zu verzichten. Stattdessen begrünen Öko-Winzerinnen und -winzer die Weinberge und lassen etwa Wildkräuter und Gräser oder andere Pflanzen wachsen, welche die Weinreben auf natürliche Weise mit Nährstoffen versorgen. Ebenfalls kommen oft Leguminosen (z.B. Klee, Luzerne, Lupinen und Wicken) zum Einsatz, die den Boden mit Stickstoff anreichern und damit die Biodiversität zwischen den Reben sicherstellen.

Schlossgut Hohenbeilstein Trollinger mit Lemberger trocken Bio

Ganz ohne Dünger geht es nicht immer

Das heißt aber nicht, dass Öko- bzw. Bio-Wein immer unbehandelt ist. Gerade in unseren Breiten mit vielen Niederschlägen ist das etwas schwieriger als in sonnigen Gefilden, haben Pilzkulturen hier doch gute Wachstumsbedingungen. Vor allem der Mehltau macht hiesigen Betrieben zu schaffen. Deswegen ist es unter Umständen in Ordnung, etwas Schwefel und Kupfer zu spritzen. Allerdings sind die erlaubten Werte beim Öko-Weinbau weit unter den gesetzlich freigegebenen Werten. Ein hervorragendes Beispiel für biologischen Wein ist das Weingut Knauß im schwäbischen Remstal. Seit 2013 werden die dortigen Weinberge ökologisch bewirtschaftet. Die Bio-Zertifizierung erfolgte 2015.

Das Weingut Knauß - für Weinliebhaber! - Öko-Wein

Weltweit arbeiten Wissenschaftler an Pflanzenschutzmitteln, die nicht der Natur oder dem biologischen Gleichgewicht im Weinberg schaden und zu einem guten Weinergebnis führen. Langjährige Versuchsreihen haben zu einer wesentlichen Reduzierung der Zugabe von Pflanzenschutzmitteln geführt – bei guten Ergebnissen für Rebe, Natur und Weinhersteller. Die nächst höhere Stufe in Sachen ökologischer Weinbau und eine weitere Verringerung der Pflanzenschutzmittel ist die Bestockung mit Weinreben, die von Natur aus bereits weniger anfällig für Mehltau und andere Pilzerkrankungen sind. Diese sogenannten PIWI-Reben (Pilzresistente Rebsorte) sind schon lange kein Geheimnis mehr. Sie werden zwar in kleinen Schritten, aber für Öko-Wein im zunehmenden Maße gepflanzt. Die derzeit bepflanzte Fläche beträgt ca. 3% der gesamten Weinbaufläche Deutschlands, Tendenz steigend. Zu den Spitzenreitern ökologischer Weinbewirtung in Baden-Württemberg gehört das Weingut Zimmerle.

In Korb, direkt vor den Toren Stuttgarts, liegt das Weingut von Jens und Yvette Zimmerle - Öko-Wein

Reben zu optimieren ist nicht neu

Der Gedanke, Reben anzupflanzen, die resistent gegenüber Schädlingen sind, ist übrigens keine Erscheinung der Moderne. Die Reblaus-Plage Mitte des 19. Jahrhunderts hat europäischen Weinherstellern eine ordentliche Lektion erteilt. Nachdem der Weinbau in Europa zu dieser Zeit einen herben Schlag erlitten hatte, begann man nach dieser Katastrophe vielerorts damit, entsprechende schädlingsresistente Weinreben anzubauen. Das beschränkt sich nicht nur auf Öko-Wein.

Zimmerle Triologie Rot Bio

Öko-Weinherstellung: was den Bio-Wein vom klassischen Prozess unterscheidet

Bei der Arbeit im Weinkeller sind die Abläufe der Pressung und Vinifizierung bei Öko-Wein ebenfalls nicht anders als bei den althergebrachten Methoden. Es sind die Hilfsmittel, die den Unterschied machen.

Zimmerle ARCHITEKT Trollinger Bio

Bei der biologischen Weinherstellung ist den Winzerinnen und Winzern nur der Einsatz von Bio-Reinzuchthefen erlaubt. Die Alkoholerhöhung ist ausschließlich mit rein biologischen Hilfsmitteln zugelassen. Ausgeschlossen ist auch die Entschwefelung des Jungweins durch physikalische Verfahrenstechnik (Wärmebehandlung etc.). Weiterhin darf der sonst übliche Wirkstoff Polyvinylpolypyrrolidon (PVPP) nicht verwendet werden. Als alternatives Binde- und Stabilisierungsmittel sind in der Öko-Weinherstellung nur pflanzliche oder tierische Produkte erlaubt. Die vegane Weinherstellung geht sogar noch einen Schritt weiter. Hier kommen ausschließlich pflanzliche Produkte zum Einsatz. Wie der Inhalt im Glas nun hergestellt wurde, kann man dem Etikett entnehmen.

In der Regel erkennt man einen Bio-Weißwein oder Bio-Rotwein daran, dass das europäische Biosiegel auf dem Weinetikett ist. Es gibt allerdings noch weitere Anbauverbände, deren Richtlinien noch straffer gefasst sind und deren Logo auf dem Etikett den hohen Bio-Standard garantiert, wie z.B. Bioland, Demeter oder Ecovin.

Weitere Beispiele für Öko-Weingüter

Mittlerweile gibt es zahlreiche Weingüter, die Öko-Wein im Portfolio führen oder sich vollständig darauf spezialisieren. Vor allem kleine Familienweingüter gehen immer mehr zum biologischen Anbau über, doch auch große Betriebe erkennen, dass es notwendig ist, gute Weinqualität mit Nutzen für die Natur zu vereinen. Eine Region, in der naturnahe Weinherstellung großgeschrieben wird, ist der Elsass. Dort ist das Weingut Eric Rominger ansässig, das seine Rotweine und Weißweine rein natürlich produziert.

Im Weinberg der Winzerin Claudia Rominger wird biodynamisch gewirtschaftet

Auch in Deutschland ist die Öko-Weinherstellung im Kommen. Unter den Pfälzer Weinen etwa sticht das Bio-Weingut Theo Minges hervor, das Bio-zertifiziert  und seit 2008 Mitglied im VDP ist.

Theo Minges Chardonnay "Kalkmergel" Bio

Was ist veganer Wein?

Eine Sonderform unter den Öko-Weinen ist veganer Wein. Lange Zeit nahezu unbekannt, ist der Veganismus beim Weinbau erst seit Kurzem auf dem Vormarsch. So wie die Nachfrage nach veganen Produkten generell steigt, erhöht sich auch das Interesse an Weinerzeugnissen, die ganz ohne tierische Stoffe auskommen. Tierprodukte kommen bei der herkömmlichen Weinherstellung bei der Klärung zum Einsatz. Das Eiweiß verbindet sich dabei mit den Trübstoffen in setzt sich am Fassboden hab. Wenn der Wein abgezogen wird, bleibt von den tierischen Inhaltsstoffen nichts mehr zurück. Dieses Verfahren harmonisiert außerdem die Gerbstoffstruktur. Bei veganer Weinherstellung werden die Tierstoffe durch pflanzliche Stoffe ersetzt, z. B. Bohnen, Kartoffelstärke oder Erbsen.

Nicodemi Le Murate Montepulciano d'Abruzzo Bio

Übrigens: Veganer Wein muss nicht zwingend Öko-Wein sein. Aber viele Betriebe, die sich auf vegane Weinherstellung spezialisieren, achten auch darauf, dass der Anbau der Reben und der gesamte Herstellungsprozess unter ökologischen Gesichtspunkten erfolgt.

Die Weine des Winzers Sepp Mantler sind beispielsweise sowohl bio als auch vegan. Aber nicht nur Nachhaltigkeit wird auf dem Mantlerhof gelebt – die Weine sind darüber hinaus im wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichnet“. So wurde das Weingut im Falstaff Weinguide 2022/2023 mit der höchsten Auszeichnung von fünf Sternen bewertet.

Im Weingarten arbeitet Sepp Mantler extrem schonend und möglichst naturnah

Öko-Wein: unser Fazit

Öko-Wein ist in der Herstellung aufwendig, doch es lohnt sich. Bio-Winzerinnen- und Winzer hegen den Weinberg auf bestmöglich natürliche Weise. So entstehen herrliche Rotweine und Weißweine, die qualitativ nicht zurückstecken müssen, aber ihren Beitrag dazu leisten, die Umwelt zu schonen. Längst hat der Nachhaltigkeitsgedanke seinen festen Platz im Weinbau eingenommen. Ob die Öko-Weinherstellung irgendwann der absolute Standard sein wird? Wir dürfen gespannt sein.