Weinberg - Terroir

Was ist das Terroir beim Wein?

« Das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft im Weinbau »

Guter Wein hat Charakter. Ein fruchtiger Wein aus der sonnigen Toskana bietet ein völlig anderes Geschmackserlebnis als ein erdiger Wein von den Berghängen des Rheins. Und dieser Charakter bildet sich durch spezifische landschaftliche und klimatische Bedingungen. Der Fachmann spricht von Terroir. Aber wie bestimmen Sonne, Lage und Boden den Geschmack der Reben? Begeben wir uns auf eine Reise dorthin, wo der Genuss seinen Ursprung hat.

Was steckt hinter dem Begriff Terroir?

Das französische Wort Terroir lässt sich leider nicht direkt ins Deutsche übersetzen. Am ehesten könnte man Wörter wie „Gegend“ und „Boden“ verwenden. Eine wörtliche Übersetzung ist hier allerdings viel zu kurz gegriffen. Der Begriff beschreibt nämlich die Summe der Einflussfaktoren, die aus einer Region ein ganz bestimmtes Anbaugebiet machen.

Ein Terroir zeichnet sich also durch die Besonderheiten aus, die einem Wein seine ganz typischen Aromen verleihen.

Dazu gehören die Geografie, die Form des Geländes, der Einfluss des Windes, die vorherrschenden Temperaturen, die Art und Dauer der Sonnenstrahlung, die Luftfeuchtigkeit, die Zusammensetzung des Bodens, aber auch die Einflüsse durch die Tier- und Pflanzenwelt. Hier kommt ebenfalls der Einfluss des Menschen ins Spiel, der die Weinregionen seit Jahrhunderten kultiviert und verändert.

Jemand trägt Kübel mit Trauben - Terroir

Nehmen wir als Beispiel die Terroirs aus dem Burgund in Frankreich, wo sich die sogenannten „Climats“ befinden. Dabei handelt es sich um Weinparzellen, die in der Region so heißen und sogar ein Weltkulturerbe der UNESCO sind. Die einzelnen Parzellen unterscheiden sich in ihrem Boden, der Lage, darin wie der Wind auf die Pflanzen trifft und wie viele Sonnenstunden die kleine Anbaufläche genießt. Jede Weinparzelle besitzt ihren eigenen Namen, ist mit einer Geschichte verbunden, spezifisch im Geschmack und hat ihren Platz in der Hierarchie hochwertiger Burgunder Rotweine oder Weißweine gefunden.

Santenay Charmes Domaine Roger Belland

Wie das Gelände das Terroir und den Wein beeinflusst

Ein schönes Beispiel dafür, wie eine Region verschiedene Aromen hervorbringt, sind die Hanglagen. Südlich ausgerichtete Hänge genießen mehr und intensivere Sonnenstunden als die Reben auf der abgewandten Seite. Die sonnenverwöhnten Lagen haben einen höheren Zuckergehalt und später einen höheren Alkoholgehalt und werden kräftiger im Geschmack. Werden die Lagen noch steiler, wie häufig in den Weinbaugebieten Mosel und Ahr zu finden, spricht man von Steillagen. Diese haben den Nachteil, dass Regenwasser sich nicht lange halten kann und schnell abfließt. Jedoch bieten steile Hänge etwa für Mosel Weißweine den Vorteil, sie mineralisch zu machen, da sich die Wurzeln tief ins Gestein winden, um ausreichend mit Wasser versorgt zu sein. Vorsicht ist bei ebenen Tallagen geboten, da sich dort die Kaltluft staut, was die Frostgefahr erhöht.

Weißwein - Terroir

Auch in alpinen Regionen spielt das Terroir eine entscheidende Rolle. Werden die Berge höher, unterliegt das Anbaugebiet kräftigen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Die Sonneneinwirkung ist intensiv und die nächtliche Abkühlung gibt den Pflanzen die nötige Regenerationszeit, um knackige Säure zu entwickeln. Südtiroler Rotwein und Weißwein ist beispielhaft für Bergwein, der nach sogenanntem heroischen Weinbau erfolgt. Beliebte Reben in diesen Regionen sind Sauvignon und Pinot Noir.

Ansitz Waldgries MYRA Sauvignon blanc

Sind die Reben darüber hinaus nahe eines Waldes oder Flusses angebaut, kann das einen gewissen Schutz für die Stöcke bieten. Wald hält starken Wind ab und stellt einen Wasserspeicher dar, wenn es etwas länger trocken ist. Ein Fluss bildet einen guten Wärmespeicher. Insgesamt kann gesagt werden, dass südliche Hanglage die bestmöglichen Voraussetzungen bietet, damit die Reben optimal reifen können.

Was noch zum Terroir gehört

Der richtige Boden

Wie sich das Terroir auf den Wein auswirkt, hängt auch vom Boden ab. Dieser muss grundsätzlich ein paar Anforderungen erfüllen, damit die Rebsorten sich vollkommen entfalten können. Der Boden muss:

  • locker und durchlässig sein
  • hell sein (ein heller Kalkboden reflektiert die Sonneneinstrahlung und führt dazu, dass sich die Bodenoberfläche nicht so stark erwärmt)
  • besser steinig anstatt lehmhaltig
  • lebendig und fruchtbar sein (der Boden muss viele Mikroorganismen enthalten, um organische Säure freizusetzen, welche die Reben mit Mineralstoffen versorgt)

Unter diesen Voraussetzungen können die Weinreben tief Wurzeln schlagen, um Mineralstoffe zu gewinnen. Außerdem kann der Boden Wärme besser speichern und Trockenzeiten etwas länger überbrücken.

Weinberg - Terroir

Das Klima

„Man kann die Sonne in diesem Wein richtig schmecken.“ Was sich jetzt eher wie eine blumige Beschreibung anhört, kann eigentlich wörtlich genommen werden. Denn in warmen Regionen entwickeln die Trauben einen höheren Zuckeranteil. Die Weine sind fruchtiger, kräftiger und mit höherem Alkoholgehalt. Dementsprechend ist das Klima untrennbar vom Terroir.

Manche sagen zudem, dass der Mensch das Terroir mitbildet – etwa durch verschiedene Weinbereitungstechniken. Aber da gehen die Meinungen auseinander. Andere bestehen darauf, dass das Terroir rein durch die Natur geformt wird.

Jemand schneidet Trauben - Terroir

Terroirwein im Fokus

Terroirwein ist ein aufwändiger Wein, der in seiner natürlichen Art dem Winzer viel Arbeit beschert. Arbeit, die sich im Preis widerspiegelt und die Exklusivität unterstreicht. Entsprechende Rotweine und Weißweine sind natürlich und spiegeln den Verlauf eines Jahres im Weinberg wider. So unterschiedlich, wie die Jahre verlaufen – Regen, Sommer, Sonnenstunden, natürliche Hefen, heftige Winde oder Dürrejahre – so unterschiedlich fällt der Wein aus. Neben der prägenden Grundtextur verleiht das Terroir dem Wein den abenteuerlichen Charakter, der immer mehr Freunde findet und das Weintrinken zu einem spannenden Event macht. Immer mehr Winzer gehen dazu über, auf das Flaschenetikett Angaben zum Terroir zu machen, wie etwa das Ausgangsgestein auf dem der Wein gereift ist.