Was Cuvée beim Wein bedeutet

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Sortenreine Weine sind immer besser als Weincuvées. So lautet eine verbreitete Annahme. Aber ist dem wirklich so? Dieser Frage gehen wir auf den Grund. Erfahren Sie mehr darüber, was die Cuvée beim Wein genau bedeutet und welche Qualitätsansprüche tatsächlich an sie gestellt werden.

Back to the roots

Bevor wir uns genauer damit befassen, wie heutzutage Cuvées bei Weinen hergestellt werden, beschäftigen wir uns mit der Wortherkunft. Cuvée ist der französische Ausdruck (cuve) für einen Bottich, einen Weinbehälter oder eine Kelter mit einem bestimmten Volumen.

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In Deutschland ist der Begriff im Weinrecht definiert und geschützt. Er definiert den Traubenmost oder auch Weine mit verschiedenen Merkmalen, die zur Herstellung einer bestimmten Art von Schaumwein bestimmt sind. Im allgemeinen (deutschen) Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Cuvée jedoch oft auch gleichbedeutend mit „Verschnitt“ verwendet (Quelle: Deutsches Weinrecht). Daraus lässt sich bereits ableiten, was sich dahinter verbirgt: Verschiedene Weine werden zusammengeführt und ergänzen sich. Zielt ist es, ein besseres Weinergebnis zu erreichen, als es den Einzelkomponenten möglich wäre.

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Warum werden überhaupt Cuvées kreiert?

In den kühleren, nördlichen Anbaugebieten Europas sind Weine finessenreicher. Sie verfügen nämlich über eine größere Aromenvielfalt als die aus den südlicheren Regionen. Im Süden hingegen macht man sich die vielfältigen Eigenschaften mehrerer Rebsorten zunutze, die miteinander verschnitten werden und dann ein harmonisches Gesamtpaket an Aromen ergeben. Das ist die Grundidee, die hinter einer Cuvée steckt. Es gibt Rotwein-, Weißweincuvées sowie Vermählungen bei Roséweinen. Ein bemerkenswertes und weltweit bekanntes Beispiel für Ersteres ist die Kollwentz Steinzeiler Cuvée, die zu den Top Rotweinen aus Österreich zählt.

Kollwentz Steinzeiler Cuvée

Cuvées zu kreieren, kann auch in kühleren Regionen sinnvoll sein, wenn dadurch der Trinkgenuss gesteigert werden kann. Die Zusammenstellung der Weinpartner erfolgt stets durch den Winzer oder die Winzerin, häufig gemeinsam mit dem Kellermeister. Ein Verschnitt mehrerer Weinsorten setzt ein immenses Wissen und viel Erfahrung voraus. Die einzelnen Weine müssen beurteilt werden – dazu gehört, abzuschätzen, wie sie sich entwickeln werden und wie sie sich mit ihren Eigenschaften gegenseitig ergänzen. Ebenfalls ist wichtig, wie das Jahr im Weinberg verlief und welche Schwächen man eventuell durch die Zugabe anderer Jahrgänge ausgleichen kann. Untergeordnete Weine, die wegen ihrer intensiven Farbgebung vinifiziert werden, spielen bei der Farbgebung einer hochklassigen Komposition immer eine große Rolle. Somit ist eine Cuvée immer ein kleines Abenteuer, das mit einem besonderen Geschmackerlebnis belohnt wird.

Kuhn Mano Negra trocken | Rotweincuvée

Cuvées in der Praxis

Die Zusammenführung verschiedener Weinsorten ist auch in Deutschland kein Neuland. Früher wurden sogar gemischte Lagen angepflanzt. Zum einen um das Ausfallrisiko einzelner Reben zu reduzieren und anderseits, um sie bestenfalls zusammen in einer Maische zu vergären und zu vinifizieren. Das ist der sogenannte „Gemischte Satz“. Später, mit zunehmendem Wissen um die Besonderheiten einzelner Rebsorten, wurden die Lagen nur noch mit einer Sorte bepflanzt. Das stellt bis heute den Standard dar. Jedoch ist die alte Art der Bepflanzung als Gemischter Satz nicht völlig ausgestorben. In Deutschland, Österreich und im Elsass gibt es noch einige Lagen die nach diesem traditionellen, alten Muster bewirtschaftet werden.

Aldinger "Bentz Rot" Cuvée trocken

Für deutschen Weißwein und Rotwein aus Deutschland kann man Folgendes annehmen: Eine Cuvée besteht immer aus mindestens zwei Weinen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Falls es sich nur um zwei Sorten handelt, die hier vermählt wurden, dürfen beide auf dem Etikett genannt werden. Sind es aber mehr als zwei, werden diese nicht mehr vorne auf dem Etikett genannt.

 

Weinvermählungen sind völlig normal

Leider ist der Begriff „Verschnitt“ im deutschen Sprachgebrauch heute immer noch negativ besetzt ist. Das sollte aber nicht sein. Alle europäischen Winzer und Winzerinnen dürfen ihrem Wein 15% eines anderen Erzeugnisses zusetzen, ohne die Verpflichtung (ob er es tut oder nicht, ist ihm oder ihr überlassen) dies zu deklarieren. Die Zugabe ist der Bezeichnung des Weines nicht schädlich, weshalb es in der Fachsprache heißt, die Zugabe ist „bezeichnungsunschädlich“. Das ist bei allen Rotweinen und Weißweinen in ganz Europa so, selbst wenn auf dem Etikett „Weißburgunder“ steht, darf er bis zu 15% einer anderen Rebsorte enthalten. Ausnahmen gelten für Weine mit geschütztem Herkunftsnachweis. Genaugenommen kann also jeder in Europa erzeugte Wein eine Cuvée sein.

Escher Erste Begegnung Rotweincuvée

Ergänzend bleibt noch zu sagen, dass es in jeder Weinbaunation Herkunftsgebiete gibt, deren Grenzen gewissermaßen flexibel sind. Diese gebeugten Regeln sind aber dem Erfolg bestimmter Weinerzeugnisse geschuldet und dienen dem Erhalt einer Geschmacksrichtung, der bei Weinfans bekannt und beliebt ist. Weiter ist diese Zugabe von 15% oft das Zünglein an der Waage, das einen Wein adelt oder ihn im Mittelfeld stehen lässt. Nicht jedes Jahr ergibt sich das beste Lesegut. Aber durch die Zugabe kleiner gelungener Erzeugnisse können fehlende Qualitätsmerkmale eingebracht werden. Dadurch liefern auch weniger gute Jahre im Weinberg gute Resultate.

Zimmerle TRIO Rot Bio - Cuvée

Der Weg zur perfekten Cuvée

Der Weg führt über die „Assemblage“. Das ist die Zusammenführung mehrerer Weinsorten mit dem Ziel, sie in eine geschmackliche Balance zu bringen. Das Prozedere ist allgemein verbreitet und kein Geheimnis. Die verschiedenen Partien werden einzeln vinifiziert. Ob in Fässern oder Tanks, ist dem jeweiligen Ausbau geschuldet. Nach der ersten Reifung, wenn die Einzelweine ihre ersten Hauptmerkmale offenbaren, werden Proben gezogen und in den unterschiedlichsten Kombinationen vermischt. Das geschieht solange, bis die optimale Zusammensetzung (Assemblage) gefunden ist. Dieses Prozedere ist eine wahre Kunst und ist oft von einem regionalen Expertenrat begleitet, in dem die Ältesten ihre Erfahrungen einbringen.

EGO Bodegas Goru Gold - Cuvée

Wo besonders gute Cuvées entstehen

Länder mit einer langen Cuvée-Tradition sind Italien, Frankreich und Spanien. Ein Beispiel für italienischen Rotwein im Verschnitt ist „Serpaiolo“ vom Weingut Serpaia di Endrizzi aus der Toskana. Hierbei werden Cabernet Sauvignon, Merlot und Sangiovese zu einer harmonischen Cuvée assembliert. Eine exzellente Cuvée aus französischem Weißwein ist Graves Blanc aus Sauvignon Blanc und Sémillon vom Château Tour de Calens. Alternativ ist Graves Rouges eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot für Rotweintrinker eine Empfehlung wert. Wer gerne spanischen Rotwein im Glas hat, sollte den beliebten Rioja-Rotwein aus dem Hause Bodegas de la Marquesa „Valserrano Gran Reserva“ probieren: Tempranillo und Graciano vermählt zu einer gehaltvollen, eleganten Cuvée mit Lagerpotential!

Valserrano "Gran Reserva" Rioja - Cuvée

Weinkomposition ist echte Winzerkunst

Sie sehen also: was umgangssprachlich gerne als Verschnitt im negativen Sinne abgetan wird, ist tatsächlich höchste Winzerkunst. Cuvées sind den sortenreinen Erzeugnissen mindestens ebenbürtig, oftmals sogar deutlich besser. Grundsätzlich haben natürlich beide Varianten ihre Highlights zu bieten.