Französischer Klassiker: Bordeauxwein
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Französischer Klassiker: Bordeauxwein

« Qualität aus dem Herzen des Weinbaus »

Bordeaux. Das Herzland des Weins. Synonym für französische Winzerkunst. Aushängeschild des Genusses. Kaum in einer anderen Frage sind sich Weinfans so darin einig, dass Bordeauxwein zu der absoluten Spitze zählt. Die Weine der Region gelten als sehr teuer, sind meist alt und von höchster Qualität. Sie sind auf jeder großen Weinkarte zu finden und der Stolz vieler Sammler. Es sind die Klassiker und die Namen großer Châteaux, die sich über die Jahrhunderte hinweg einen Ruf erarbeitet haben, der um die ganze Welt hallt. Aber was hat es mit dem Wein aus Bordeaux genau auf sich? Begleiten Sie uns auf eine Reise durch einen besonderen Teil der Weingeschichte.

Ein Weinbaugebiet mit Tradition

Der legendäre Ruf des Bordeauxweins als Aushängeschild für Rotwein aus Frankreich kommt nicht einfach so aus dem Nichts. Er ist das Ergebnis einer Weinkultur, die sich über viele Jahrhunderte entwickelt hat, denn der Weinbau im Bordeaux (franz. Bordelais) ist uralt. Bereits die alten Römer bauten an den Ufern der Flüsse Garonne und Dordogne die ersten Weinreben in der Region an. Die Ausgangslage dort war ideal für den einfachen Transport über die Wasserwege. Lange Zeit war die Hafenstadt Bordeaux auch eines der wichtigsten französischen Handelszentren Frankreichs. Nicht nur französischer Wein ließ sich von dort aus sehr einfach transportieren. Durch die ungestümen Fluten der Garonne geschützt, hatte die Stadt eine strategisch vorteilhafte Position, um Angreifer abzuwehren. Längst ist der Verteidigungsaspekt natürlich nicht mehr notwendig, aber der florierende Handel hat seine Spuren hinterlassen und dafür gesorgt, dass die Weine heute ihren Status innehaben.

Château Vignol Bordeaux rouge - Französischer Klassiker: Bordeauxwein

Das Bordeaux ist mit 120.000 Hektar das größte zusammenhängende Weingebiet der Welt. Zahlreiche Reben wachsen hier in besten Terroirs. Das von der Atlantikküste beeinflusste Klima ist mild und bringt ausreichend Niederschläge mit sich, ohne dass es an Sonne fehlt. Gleichzeitig bewahren die weitläufigen Kiefernwälder die Weinberge vor heftigen Atlantikwinden. Auch der Boden trägt einen wichtigen Teil dazu bei, dass herrliche Bordeauxweine entstehen, da das Bordelais auf einem Kalksockel liegt, der für kieselsäurereiche sowie kies- und sandhaltige Anschwemmungen sorgt. Ebenso sind Teile der Region von kühlen und kalkhaltigen Tonböden durchzogen, so dass die Weinreben sehr tief wurzeln. Diese Abwechslung im Boden führt zu einer Vielfalt an Reben, die man sonst nur selten hat. Rotwein aus Bordeaux ist hier dominierend und er ist auch der Grund dafür, dass der Ruf dieser Qualitätserzeugnisse weltweit bekannt ist. Das heißt aber nicht, dass es keinen guten Bordeaux Weißwein gibt.

Château La Gorce Cru Bourgeois Médoc

Aber warum ist Bordeauxwein so bekannt?

Welches Geheimnis umgibt nun den Bordeauxwein, das Sahnestückchen der Grande Nation? Warum ist dieser außergewöhnliche französische Rotwein so berühmt, dass auch jemand, der sonst mit Wein nichts am Hut hat, bei dem Thema gleich an dieses Anbaugebiet denkt?

Im Jahr 1855 kam man in Frankreich auf den Gedanken, eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung als Qualitätsnachweis zu erschaffen. Eine Idee, die später im europäischen Recht ihren festen Platz gefunden hat. Dort ist festgelegt nach welchen Regeln im Weinberg und in der Kellerei gearbeitet wird. Winzer, die sich daran halten, dürfen sich die AOC Bezeichnung auf die Etiketten drucken. AOC ist heute AOP („Appellation d´Origine Protégée“ was ungefähr dem deutschen Standard für Qualitätswein entspricht). Beide Bezeichnungen sind geläufig und deuten auf den hohen Weinstandard hin. Trotzdem stellt sich immer wieder die Frage, warum es gerade der Wein aus Bordeaux ist, der für teils astronomisch hohe Preise den Besitzer oder die Besitzerin wechselt.

Château Vignol "Louisiane" der Familie Doublet - Französischer Klassiker: Bordeauxwein

Marketing ist sicher einer der Punkte des Erfolges. Wenn sich nun prestigeträchtiger französischer Rotwein mit einem der großen Châteaunamen, wie Lafite, Rothschild oder Mouton vermählt, ist der Preis nur noch Nebensache. Diese Schätze zu besitzen, ist erfüllend für Sammler und Sammlerinnen und ein begehrtes Prestigeobjekt für jeden, der es sich leisten kann und sich damit schmücken will. Aber bleiben wir einmal in der Region. Es gibt hervorragende Bordeauxweine, Rotwein wie Weißwein, von Châteaux, die nicht ganz so bekannt sind. Deren Reben genießen das gleiche Terroir und womöglich sogar eine wenig mehr Herzblut des Winzers bei der Vinifizierung und im Weinberg. Beste Beispiele dafür sind das Château Lamourette von Anne Marie Leglise, die Châteaux der Familie Doublet, das Château La Gorce oder Segonzac und nicht zuletzt Château Moulin Haut Laroque. Hier wird Bordeauxwein gemacht, der Weinfans begeistert und der sich auf einem fairen Preisniveau befindet.

Château La Gorce Cru Bourgeois Médoc Magnum

Welche Reben für erlesenen Bordeauxwein in Frage kommen

Die Garonne durchfließt das Bordelais, vereint sich mit dem Zufluss Dordogne und geht zur Gironde über, die schließlich ins Meer mündet. Die Weinbaugebiete ziehen sich rechts und links der Ufer entlang. Auf der rechten Seite befinden sich Appellationen (Anbaugebiete), die hauptsächlich mit Reben von Merlot und Cabernet Franc bestockt sind. Namen wie Pomerol oder die Appellation Saint-Émilion sind die Aushängeschilder für Rotwein aus Frankreich. Die Anbaugebiete der linken Uferseite werden von Rotweinreben der Sorte Cabernet Sauvignon dominiert, deren Rebsaft, vermählt mit Merlot, Petit Verdot oder anderen Rotweinsorten eine Cuvée ergibt, die weltweit geschätzt wird.

Das Dordogne Tal in Frankreich
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Das Markenzeichen einer Bordeaux Cuvée sind seine dominanten Tannine, die Gerbstoffe. Die Rebsorte Cabernet Sauvignon darf in keiner Cuvée fehlen, in denen sich oft bis zu fünf oder sechs verschiedene Sorten und Jahrgänge befinden. Die Cabernet Sauvignon-Reben reifen spät und sind sehr tanninreich. Mit zunehmender Reife glätten sich die Tannine und der typische Geschmack nach schwarzer Johannisbeere tritt deutlich hervor. Junger Bordeauxwein löst im Mund ein pelzig-rauhes, leicht bitteres Gefühl aus und ist von ungestümem Charakter. Im Alter wird er weicher, runder und entwickelt sehr komplexe Aromen von großer Vielfalt. Die Grands Vins reifen mindestens 20 Jahre in Holzfässern, wo sie ihr wahres Potenzial entwickeln. Weingüter, wie zum Beispiel Château la Gorce oder das traditionsreiche Château Moulin Haut Laroque und das Château Segonzac sind es, die zum Erfolg von Bordeauxwein beitragen.

Château Moulin Haut Laroque

Die Cuvées aus Bordeaux sind Spitzenklasse und so ist meist auch der Preis gestaltet. Die Weinjahre 2015/2016 waren perfekt. Weinkenner sehen diese Jahrgänge als Wertanlage und decken sich damit ein, solange der Vorrat reicht. Aber es geht auch anders. Weniger bekannte, aber keinesfalls schlechtere Weingüter bieten Weingenuss zu Preisen, die man sich leisten kann. Bestes Beispiel ist die Familie Doublet, die Châteaux in besten Bordeauxlagen bewirtschaftet. Die Winzerfamilie vinifiziert exzellenten Weißwein sowie Rotwein aus Bordeaux auch für den kleinen Geldbeutel her.

Gebrüder Doublet

Weißwein der Spitzenklasse aus dem Bordeaux

Rotwein aus Bordeaux ist legendär, doch der Bordelais Weißwein ist ihm ebenbürtig. Zwar macht der Weißweinanbau nur etwa 20 Prozent der Gesamtfläche aus, aber der hat es in sich. Sauternes heißt die Region, die wohl die teuersten Weißweine (meist Dessertweine) produziert und um die man sich weltweit reißt. Die Preise sind astronomisch hoch, ebenso wie die Lagerfähigkeit. Es ist ein Glücksfall, dass wir in dieser Region Anne Marie Leglise auf ihrem Château Lamourette kennen. Hier entstehen köstliche französische Weißweine, die erschwinglich sind.

Château Lamourette Sauternes AOC

Sauternes Weißwein ist typischerweise eine Trockenbeerenauslese. Das heißt, der Wein ist aus edelfaulen Trauben gekeltert worden. Der Sauternes ist von kräftigem goldgelb und sein opulentes Bouquet bezaubert mit feinen Aromen von tropischen Früchten, Banane und Toffee. Die perfekten Säuren und die natürliche Süße sorgen für einen scheinbar endlosen Abgang. Ein süßer Bordeauxwein aus Sauternes, ein gutes Baguette und ein Stück Käse, kräftig im Geschmack – schon haben wir ein schnelles, geniales Dessert und begeisterte Gäste.

Wein, Baguette und Käse auf einem Tisch drapiert
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Bordeauxwein im Rückblick

Betrachten wir die letzten Jahre, fällt sofort der 2000er Millenium Rotwein aus dem Bordelais auf. 2005 war ebenfalls wieder ein großes Bordeauxwein-Jahr, gefolgt von den Jahrgängen 2009 und 2010, die bis heute Oberliga sind und das wohl auch noch lange bleiben. 2015 und 2016 sind wieder zwei Jahrgänge, die höchstes Potenzial in sich tragen und dieses in den nächsten Jahren wohl noch einmal erhöhen. Eine absolute Kaufempfehlung für jeden Weinfan. Die 2019er und 2020er Jahrgänge lassen bereits Vergleiche zu. So schließt sich der 2019er Bordeaux Rotwein schon fast einer Tradition der 9er an. In den Jahren 1949, 1959, 1989 und 2009 sind ganz Große (Grands Vins) im Spiel, in deren Erfolgsgeschichte sich der 2019er auf Augenhöhe ansiedelt. 2020 war ein Jahr wie selten. Die Bedingungen waren ideal und die Winzer haben ein Lesegut in die Keller gebracht, das bereits jetzt erfolgsversprechende Prognosen zulässt. Die legendäre 9 (2019) und das Prachtjahr 2020 werden den Bordeauxwein par excellence vertreten und dem Wein aus Frankreich alle Ehre machen.