Blick auf den Weinjahrgang 2021

« Wie gut wird der Wein im Jahr der Wetterextreme? »

Rekordhitze in manchen Ländern, Hochwasser in anderen. Und in Frankreich am Jahresanfang noch starker Frost. Der Weinjahrgang 2021 hat sich einigen Schwierigkeiten stellen müssen, soviel kann man schon sagen. In  Deutschland und Europa hat im August die Weinlese begonnen und die Prognosen für den Wein sind so unterschiedlich wie selten. Erfahren Sie hier mehr darüber, wie es mit der aktuellen Weinernte aussieht.

Wie sieht es mit dem Leseausfall beim Weinjahrgang 2021 aus?

Das Jahr 2021 macht deutlich: Die Winzer stehen vor einer Wende, die sich bereits seit Längerem ankündigt. Die klimatischen Veränderungen bilden die größte Herausforderung. Sicher ist der Weinjahrgang 2021 nicht der herausragendste Jahrgang. Das bedeutet allerdings nicht, dass es mit der neuen Ernte keine guten Weine gibt. Bei einem fast achtzigprozentigen Leseausfall in Frankreich und Verlusten von 20% bis zu 100% in Deutschland, Italien und Spanien, wird die Menge an Wein aber begrenzt sein.

Winter im Weinbaugebiet - Blick auf den Weinjahrgang 2021

Die Qualität der verbleibenden Ernte ist sehr unterschiedlich und abhängig davon, wie betroffen die unterschiedlichen Gebiete von den Wetterkapriolen sind. Für Weinbauregionen in Deutschland war das gesamte Weinjahr zu kalt und zu feucht, was sich schlecht auf das Wachstum der Rebstöcke und Trauben ausgewirkt hat. Späte Frostnächte trafen besonders hart die Regionen Baden und Württemberg, wo die Winzer ca. 40% ihrer Lese verloren. Auch Frankreich musste sich mit starkem Frost herumschlagen, die die Menge an französischen Weißweinen und Rotweinen beeinträchtigt haben. Der französische Bauernverband geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Weinproduktion verloren ist.

Weinstock - Blick auf den Weinjahrgang 2021

Weinbaugebiete in Deutschland massiv durch Fluten geschädigt

Die schrecklichen Ereignisse an Ahr und Mosel sind bekannt und sie haben uns vieler großer Weine beraubt, die die Existenzgrundlage der dortigen Winzer bedeuteten. Die Totalausfälle zerstörter Lagen und deren Betriebsstätten sowie das persönliche Leid der Weinhersteller ist unermesslich. Doch es gibt Lichtblicke. Auf höheren Lagen, etwa 80% der Regionen, haben die Rebstöcke überlebt und mit ein wenig Glück, kollegialer Hilfe und einem gnädigen Spätsommer, sind von dort gute deutsche Weißweine und deutsche Rotweine zu erwarten.

Hochwasser 2021 im Eifelgebiet - Weinjahrgang 2021
© Dwi – stock.adobe.com

Schädlinge bedrohen den Weinjahrgang 2021

Hohe Regenmengen und wenig Sonne waren in diesem Jahr in ganz Deutschland vorherrschend, was dafür gesorgt hat, dass sich der Falsche Mehltau vermehren konnte, mit dem fast alle Regionen zu kämpfen hatten. Mehltau ist eine Herausforderung im Weinjahrgang 2021. Bio-Betriebe hatten es besonders schwer und viele Terroirwein-Hersteller verloren die komplette Lese.

Mann trinkt Wein - Blick auf den Weinjahrgang 2021

Nach der rasenden Verbreitung des Falschen Mehltaus, kam ein asiatischer Plagegeist, die Kirschessigfliege, hinzu. Die Drosophila suzukii verfügt über einen sägezahnartigen Eiablageleiter, mit dem sie selbst harte, dicke Schalen durchdringt, um ihre Eier in die Frucht abzulegen. Das macht sie im Gegensatz zu unserer gemeinen Essigfliege brandgefährlich für Winzer. Ihre Population steigt erschreckend schnell an und ist bereits in Spanien, Frankreich, Italien und angrenzenden weinproduzierenden Ländern angekommen. 2021 hat die Kirschessigfliege, gegen die es bisher kein effektives Mittel gibt, enorme Schäden verursacht.

Durch Mehltau zerstörte Weinreben
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Nach einem arbeitsreichen und verlustgeprägten Weinjahr 2021, dem Kampf gegen den Falschen Mehltau und einem aus den Fugen geratenem Klima, werden die verbliebenen Weintrauben von dem asiatischen Schädling befallen, der aktiv wird, sobald die Trauben Oechsle von 50 -60 Grad erreichen.

Mit einem Refraktometer kann man die Süße der Trauben ermitteln

Wie gut wird der Wein 2021?

Ein Katastrophenjahr oder doch noch guter Wein im Jahrgang 2021? Diese Frage stellen sich alle Weinliebhaber. In höheren Gesteinslagen in Flussnähe hat die Lese für Weißwein aus frühreifen Trauben bereits gute Ergebnisse erzielt. Es sind mineralbetonte, knackige Weißweine, die von dezenter Fruchtigkeit bei moderatem Alkoholgehalt gekennzeichnet sind. Nach der Rotwein-Traubenlese muss man noch etwas abwarten für eine umfassende Beurteilung.

Callia Alta Syrah Rosé  - Weinjahrgang 2021

Ein Zeichen dafür, wie trüb die Witterung bisher war: Der Reifegrad der Trauben liegt etwa zwei Wochen hinter dem Zehnjahresmittel (DWI). Wie spät der Wein 2021 hergestellt wird, zeigt der Rückblick auf die letzten zwei Jahrzehnte. Außer im Jahr 2013 wurde noch nie so spät mit der Lese begonnen. Es ist der letzte Reifeprozess, der für die Weinqualität entscheidend mitwirkt. Erfahren wir einen warmen Altweibersommer, dann ist mit geschmackvollen Rotweinen zu rechnen, bei denen ein Alkoholgehalt von 12-14 Prozent abzusehen ist. Die späte Reife wird die Gerbstoffe dezent halten und der Säuregehalt wird ein wenig höher sein als in sonnenreichen Jahren.

Callia Malbec  - Weinjahrgang 2021

Fazit zum Weinjahrgang 2021

Man kann es nicht anders  sagen: Für den Weinjahrgang 2021 gab es sehr viele Probleme. Trotzdem finden Genießer, was sie möchten. Die europäischen Verluste werden von guten Erträgen aus Übersee, etwa von südafrikanischen Rotweinen, etwas ausgeglichen. Außerdem sind innerhalb der Auslesen, Weine in hoher Qualität möglich. Ruiniert ist also nicht alles. Es ist dem Fleiß und dem Willen der Winzer zu verdanken, dass uns selbst in dieser verlustreichen Zeit noch Weine angeboten werden, die es zu genießen lohnt.